Wenn Lieder wie „Jai Ho“ oder „Mundian to bach ke“ durch die Gänge des Marie-Curie-Gymnasiums schallen und die Schülerinnen und Schüler über Bindis, Banghra und Bollywood beraten, ist klar, dass auf dem Lehrplan der Jahrgangsstufe 11 im Moment nicht Brexit, Trump oder Shakespeare stehen, sondern ein anderes Thema im Fokus ist: Indien.
„Indien war eine englische Kolonie und Juwel des britischen Imperiums“, erläutert Oberstufenschüler Kuba (18). Daher sei das Land Abiturthema und komme häufig in den Abschlussprüfungen vor. Umso wichtiger, die Schülerinnen und Schüler umfassend vorzubereiten.
Dazu gehört neben Literatur auch die aktuelle Lage auf dem Subkontinent, sowohl politisch und gesellschaftlich, aber auch kulturell. „Filme wie ‚Slumdog Millionaire‘ oder ‚Lion‘ sowie Berichte über die zurzeit stattfindenden Wahlen können Einblicke verschaffen, aber die Schülerinnen und Schüler sollen das Thema Indien mit allen Sinnen erfassen“, so die Englischlehrer Karsten Brill, Thomas Doert und Kerstin Winkelmann. Aus diesem Grund verlegten die Pädagogen ihren Unterricht von Bönen nach Münster.
Vor Ort tauchten die 70 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 des Marie-Curie-Gymnasiums zunächst in eine für viele neue kulinarische Welt ein: Papadam und Pakoras anstatt Pommes, Chicken Tikka Masala und Nan anstatt Currywurst.
Im Anschluss tauschten die Bönener Gymnasiasten den Klassenraum gegen einen waschechten Hörsaal. Dr. Laura García Castro von der Universität Vigo in der Provinz Galicien im Nordwesten Spaniens hielt im Englischen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster einen Gastvortrag zum Thema „Englisch in Bangladesch – von Kolonialisierung bis zur Globalisierung“. Die Bönener Schülerinnen und Schüler lauschten andächtig den Ausführungen der Wissenschaftlerin und erlebten so die erste Vorlesung ihres Lebens.
„Bangladesch war früher eine britische Kolonie und wurde erst von Indien und später dann von Pakistan abgespalten“, erläutert der Elfklässler Christopher (16). Insofern ergänze der Vortrag gut ihren Unterricht, so die Gymnasiasten. „Wir sind dem Englischen Seminar sehr dankbar, dass unsere Schülerinnen und Schüler diese Erfahrungen machen durften“, so Englischlehrer Karsten Brill. „Sowohl inhaltlich als auch die erste Studienerfahrung.“
Mit viel neuem Wissen im Gepäck machten sich die Jugendlichen am Nachmittag wieder auf den Nachhauseweg. Vielleicht wird der ein oder andere von ihnen nächstes Jahr nach dem Abitur zurückkehren, um erneut die Bank in einem Münsteraner Hörsaal zu drücken.
Englisch wird am Marie-Curie-Gymnasium als erste Fremdsprache unterrichtet. Eine Fahrt nach Hastings in Stufe 9 sowie Leistungskurse und ein Projektkurs in der Oberstufe ergänzen das Angebot. Das Thema Indien wird jedoch auslaufen, da Nordrhein-Westfalen nun die Vorgaben geändert hat. Nach zwölf Abiturdurchgängen wird Indien 2020 zum letzten Mal mögliches Prüfungsthema sein. Der nächste elfte Jahrgang wird sich stattdessen mit Themen rund um Nigeria beschäftigen. Aber auch hier sind sich die Bönener Lehrkräfte sicher, dass sie den Unterricht anschaulich gestalten werden können.
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