Schüler Jonathan arbeitet am Laptop an Englischaufgaben. (Foto: MCG)
Hausaufgaben-Chat mit Schülern aus den USA
Es ist 18 Uhr in einem Bönener Jugendzimmer. Achtklässler Jonathan öffnet seinen Laptop, um noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Soweit normal und alltäglich. Was diese Situation jedoch ungewöhnlich macht, ist, dass 7950 Kilometer entfernt von Bönen ein weiterer Schüler dasselbe macht – um zusammen mit Jonathan an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten.
„Wir machen im Englischunterricht ein Projekt mit einer Klasse in den USA“, erläutert der Achtklässler des Marie-Curie-Gymnasiums. „Die Partnerschule heißt North Whidbey Middle School und ist in Oak Harbor auf der Insel Whidbey im Staat Washington, ganz im Nordwesten der USA.“ Die Zeitverschiebung zwischen Bönen und der Insel nördlich von Seattle beträgt neun Stunden. „Hier ist schon fast Abend, aber an der Pazifikküste hat der Tag gerade erst begonnen“, erklärt der Gymnasiast.
„Election Project 2020“ heißt das transatlantische Projekt der Leuphana-Universität Lüneburg und der U.S.-amerikanischen Botschaft Berlin, an dem die Bönener und amerikanischen Schüler teilnehmen und bei dem es um die Präsidentenwahlen in den USA am 3. November 2020 geht.
Im Englischunterricht der 8. Klasse stehe traditionell das Thema USA auf dem Plan, so Karsten Brill, Englischlehrer am Marie-Curie-Gymnasium Bönen. „In diesem Schuljahr ist das natürlich umso spannender, da die Präsidentschaftswahl ansteht.“
In der ersten Phase des Projekts beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler damit, wie ein US-Präsident überhaupt gewählt wird. „Im Moment tauchen viele Namen wie Kamala Harris, Joe Biden und Mike Pence auf“, sagt Brill. „Wir sorgen dafür, dass die Schülerinnen und Schüler wissen, wer diese Schlüsselpersonen sind.“
Danach wird jeder Klasse ein US-Bundesstaat zugelost, den sie genauer unter die Lupe nimmt. Was sind zum Beispiel die Themen, die den Wahlkampf in diesem Bundesstaat besonders anheizen? Schließlich müssen die Klassen auf der Basis ihrer Recherche eine Prognose abgeben: Wie wird dieser Bundesstaat bei der Wahl abstimmen? Wie sie zu diesem Ergebnis gekommen sind, dokumentieren sie möglichst kreativ, z.B. anhand eines Videos oder Blogs.
Die 8. Klassen am MCG erhalten natürlich den Staat Washington als „ihren Staat“ und können sich mit den Whidbey-Schüler*innen vor Ort austauschen. Ob sie dies per Chat, Email, Videokonferenz oder Lernplattform machen, können die Schülerteams selbst entscheiden.
„Neben der inhaltlichen Komponente spielen bei diesem Projekt auch der Umgang mit digitalen Medien und die Sprache eine große Rolle“, sagt Pädagoge Brill. Die Schülerinnen und Schüler lernen, wie man mit digitalen Quellen umgeht, wie man online verlässlich recherchiert – und das Ganze in einer Fremdsprache. Gleichzeitig können sie mit gleichaltrigen Teenagern sprechen und auf diese Weise andere Kulturen kennenlernen.
„Mein Englisch-Leistungskurs der Jahrgangsstufe 11 nimmt übrigens auch an dem Wettbewerb teil“, so Brill. Der LK habe mit Pennsylvania einen so genannten Swing State bekommen, also einen Staat, bei dem die Mehrheiten häufig wechseln. „Ich bin gespannt, wer am Ende die Nase vorne haben wird – und ob die Schüler den Ausgang korrekt vorhergesagt haben werden“, lacht Brill. Am 3. November wissen wir mehr.