1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland! – Ein besonderes Festjahr wurde im Frühjahr 2021 durch den Präsidenten des Zentralrates der Juden, Dr. Josef Schuster, in Köln eröffnet – dem Ort, an dem urkundlich belegt bereits 321 n. Chr. jüdische Mitbürger das Stadtleben entscheidend mitprägten. Auch wenn bisher noch weiter in die Geschichte zurückweisende Quellen fehlen, so darf davon ausgegangen werden, dass jüdisches Leben bereits viel früher eine wichtige Rolle in den Ländern und Gebieten spielte, die einmal zu dem werden sollten, was wir heute Deutschland nennen. Jüdisches Leben hat die Geschichte und Identität Deutschlands über fast zwei Jahrtausende entscheidend mitgestaltet – eine gemeinsame Geschichte, die neben Phasen des kulturellen und geistigen Austausches, des Miteinanders in Wissenschaft und Politik gerade und besonders auch von denen der Judenpogrome, der grausamen Verfolgung und Vernichtung bis hin zum unfassbaren Zivilisationsbruch durch den Holocaust, dem industriellen Massenmord an Millionen Mitmenschen jüdischen Glaubens im Nationalsozialismus bestimmt wurde – und leider immer noch und immer wieder von antisemitischen und auf aktuellen Verschwörungstheorien basierenden Anfeindungen und Vernichtungsphantasien geprägt ist. In seiner Eröffnungsrede 2021 sprach daher auch Dr. Schuster von der Unmöglichkeit einer Jubelarie angesichts des Festjahres – zu finster sind die vergangenen und zu düster die gegenwärtigen Schatten -, aber angesichts des spätestens seit den 90er Jahren wiedererblühenden, vielfältigen und bunten jüdischen Lebens in Deutschland auch von Hoffnung und Optimismus. Die am Samstag, 22.01., eröffnete Plakatausstellung in der Aula am MCG spiegelt diese beiden Facetten eindrücklich wider. Voller Freude über das Zustandekommen der Ausstellung, zugleich aber auch sehr ernst angesichts der aktuellen Verwerfungen in Deutschland eröffneten die Organisatoren mit einem feierlichen wie nachdenklich stimmenden Programm die nun in der Aula zu besichtigende Ausstellung. Mit einem Jahr Vorlauf hatten sich der Arbeitskreis Erinnerungskultur der Bürgerstiftung Förderturm Bönen und die Fachschaft Geschichte, mitgetragen und unterstützt von den Schülersprecherinnen des MCG sowie Schülern und Schülerinnen aus der Oberstufe, die sich für das MCG als >Schule ohne Rassismus/Schule mit Courage< und als multikulturelle Schule wie für den interreligiösen Dialog engagieren, um die Ausstellung „Jüdische Nachbarn“ bemüht und die Zusage erhalten, diese Wanderausstellung in der Aula präsentieren zu dürfen. Federführend hinter der Konzeption der das Stadt- und Landjudentum in Westfalen, in Lippe und Rheinland zu Beginn des 20. Jhr. in Biografien vorstellenden Ausstellung stehen das Humberghaus Dingden sowie als Förderer und Unterstützer die Bezirksregierungen NRW und die Mahn- und Gedenkstätte Alte Steinwache in Dortmund. Groß war die Freude bei allen Beteiligten, als sich im Herbst 2021 zudem die Möglichkeit ergab, über die Zeitbild Stiftung zusätzlich die Plakatausstellung „2021 Jüdisches Leben in Deutschland“ zu gewinnen. Bekannte und gesellschaftlich sehr engagierte Jüdinnen und Juden unserer Gegenwart kommen im Rahmen dieser Plakatausstellung zu Wort bzw. können per entsprechender App auf dem Smartphone sogar im virtuellen Raum besucht werden. Unter anderem können Schülergruppen in den nächsten Tagen so erneut Ben Salomo begegnen, der in einer groß angelegten Videokonferenz vor einem halben Jahr am MCG live zu Gast war. Schirmherr dieser Ausstellung ist der Bundespräsident, begleitet und gefördert wird sie durch den Verein 1700 JjLiD e.V., das Leo Baeck Institute, das Bundesinnenministerium und die Bertelsmann Stiftung.
All diesen offiziellen Förderern, Trägern und Unterstützern sowie den Kooperationspartnern, KollegInnen und SchülerInnen vor Ort gilt unser herzlicher Dank!!! Danke, dass wir diese beiden so wichtigen Ausstellungen – zusammengeführt in einer umfassenden – in diesen Tagen, die geprägt sind vom Erinnern an die Wannseekonferenz vor 80 Jahren und dem internationalen Holocaustgedenktag am 27.01., zeigen dürfen und können – verbunden mit dem Wunsch, dass viele Schülerinnen und Schüler, Bürger und Bürgerinnen und Interessenten aus dem Umkreis in den folgenden Tagen die Ausstellung besuchen mögen, zu deren Geleit Alexandra Khariakova, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde haKochwa in Unna, eine herzliche Grußadresse geschickt hat:
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Namen der Jüdischen Gemeinde haKochaw für den Kreis Unna möchte ich Sie gerne herzlich begrüßen. Jüdisches Leben ist in Deutschland seit mindestens 1700 Jahren selbstverständlich. Es gehört zum hiesigen Kulturkreis dazu und bereichert damit die Vielschichtigkeit der Gesellschaft. Es ist aber auch ebenso Teil der Geschichte, dass jüdisches Leben immer wieder angefeindet und unterdrückt wurde, dass es Gewalt gegen jüdische Gemeinden und Mitbürger gab bis hin zu dem Versuch das jüdische Leben in ganz Europa zu vernichten. Gerade die Gräuel des Holocaust haben eine Leerstelle hinterlassen. Deswegen haben die Plakatausstellungen „Jüdische Nachbarn“ und „Jüdisches Leben in Deutschland“ in Ihrem Gymnasium einen besonderen Wert- sie geben Ihren Schülerinnen und Schülern einen ganz tiefen Einblick in das Leben von Jüdinnen und Juden aus dem heutigen Nordrhein-Westfalen. Herzlichen Dank an das Kollegium des Marie-Curie-Gymnasium und den Arbeitskreis Erinnerungskultur für die gemeinsame Arbeit! „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst,“ – so steht es im 3. Buch Moses 19.18 geschrieben. Mögen diese Wörter uns auch in unseren täglichen kleinen guten Taten begleiten, damit wir mit jedem weiteren Schritt stärker in unserer Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft werden. Möge der Ewige uns allen die Kraft geben, um unseren Verpflichtungen mit Liebe nachzukommen, damit Gerechtigkeit und Güte in unserem Land wohnen.
Mit freundlichen Grüßen
Alexandra Khariakova
In den nächsten Tagen könnt ihr und können Sie in einer kleinen Serie die wunderbaren Beiträge und Reflexionen aus der Eröffnungsveranstaltung hier nachlesen. Gerne möchte wir mit euch und Ihnen, die ihr und Sie aufgrund der pandemischen Lage nicht am Samstag teilnehmen konntet/ konnten, die Texte und Botschaften unserer SchülerInnen und der Islamischen Gemeinde Bönen sowie des Arbeitskreises Erinnerungskultur teilen. Wir freuen uns über euer und Ihr Interesse!
Herzliche Grüße – Euer/Ihr MCG-Team
Falls ihr oder Sie die Ausstellung besuchen möchtet/ möchten, so nehmt/ nehmen Sie bitte unter >Homepage: Termine< die dort angegebenen Informationen zum Besuch zur Kenntnis (Maskenpflicht, 2 G-Regel, Anmeldung). Vielen Dank!