Dieses Jahr fand bereits am 26.01.2023 am MCG das Gedenken an die Opfer des Holocaust im Rahmen des internationalen Gedenktages statt. Am 27.01., dem Jahrestag der Befreiung des KZs Auschwitz-Birkenau, und heuer dem letzten Freitag im Januar, begrüßte die Schule ihre Gäste zum Tag der offenen Tür – und davon sollte das Gedenken nicht überlagert werden. Nach den pandemiebedingten Einschränkungen der letzten Jahre war es nun ein besonderes Gedenken, denn die Schule, das Kulturbüro Bönen und die VHS in der Gemeinde Bönen hatten sich in ihrem Wunsch, gemeinsam als Institutionen und Einrichtungen der Gemeinde ein deutliches Zeichen für die Erinnerungskultur und gegen die in Deutschland zunehmende antisemitische Hetze zu setzen, intensiv ausgetauscht und die Veranstaltungen rund um das Gedenken an der Schule und in der VHS aufeinander abgestimmt. Die Botschaft war eindeutig und nachdrücklich: „Nie wieder dürfen Hass, antisemitische Aggression und grausamer Vernichtungswille in Deutschland die Oberhand gewinnen, die Erinnerung an die Gräueltaten der Nationalsozialisten und an den Holocaust darf nicht sterben oder verdrängt werden – im Bewahren des Andenkens an all die Millionen Tote liegt die Möglichkeit, das Morgen bewusst auf dem Fundament allgemeingültiger menschlicher Werte und der Menschenrechte zu gestalten.“
In diesem Sinne eröffnete Felix Neuschäfer, Schüler der Q2 und Schülersprecher am MCG, mit einer sehr persönlichen und mahnenden Rede die Gedenkveranstaltung in der Aula am MCG, zu der die gesamte Q1 und Q2 zusammengekommen war. Ausgehend vom Wert der Erinnerung und dem Gedenken an die Opfer des Holocaust sprach er seine Mitschüler:innen deutlich und direkt an und zeigte auf, dass Hass und Hetze nicht irgendwo in der Ferne stattfinden, sondern direkt im eigenen und auch schulischen Umfeld – und dass jeder Einzelne von ihnen gefordert sei, die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus/ Schule mit Courage“ jetzt und hier mit Leben zu füllen, sich zu den gemeinsamen Werten des toleranten und respektvollen Miteinanders zu bekennen und sich gegen jegliche Form von Ausgrenzung, Mobbing und Hetze – ob antisemitisch, antimuslimisch, homophob oder rassistisch – klar und vor allem aktiv zu positionieren.
Auch Anna Jonsson, Maxim Ganushevich, Marlene Grieger und Madita Alberti verliehen mit ihren Rede- und Gedichtbeiträgen der Gedenkveranstaltung eine besondere Tiefe und berührten mit ihren Worten die Zuhörerschaft, unter der sich auch die Mitglieder des Arbeitskreises Erinnerungskultur Bönen und Sevgi Kahraman-Brust als SoR/SmC-Netzwerkkoordinatorin für den Kreis Unna befanden, sehr. Zwischen den Wortbeiträgen spielte Musiklehrerin Judith Prange mit ihrem Schüler:innen-Orchester wunderbare Klezmerstücke, die durchdrungen waren von Melancholie einerseits und dem hoffnungsfrohen, fast heiteren Blick in eine ersehnte glücklichere Zukunft.
Als Hauptredner und herzlich willkommener Gast der Schule war Hans-Jürgen Zacher nach Bönen gekommen, der sich seit Jahrzehnten intensiv um den jüdisch-christlichen Dialog bemüht und für seine Forschung und vor allem seine mit Herzblut abgehaltenen dialogischen Lesungen an Schulen und in diversen Einrichtungen bereits mit höchsten Ehren in NRW ausgezeichnet wurde. Ruhig und in seinen Worten tief berührend erzählte er die Geschichte seines Freundes Vern, Sohn des letzten jüdischen Gemeindevorstehers in Werl, der als 14-Jähriger von seinen Eltern mit dem Kindertransport nach Großbritannien geschickt wurde, während die Eltern als Juden im nationalsozialistischen Deutschland dem sicheren Tod entgegen gingen. Ursprünglich habe er nur einen Zeitzeugen versucht ausfindig zu machen – und nach vielen, vielen Gesprächen voller schmerzhafter Erinnerungen, die sich in Werner Halle wieder Bahn brachen, einen innigen Freund gefunden.
Es waren intensive und emotionale Stunden des Erzählens und Gedenkens – die vielen Einzelgespräche und Nachfragen der Schüler:innen im direkten Austausch mit Herrn Zacher nach der Veranstaltung zeigten, wie sehr diese Anklang gefunden und Nachhall bewirkt hatte.
Wir danken allen Mitwirkenden und Herrn Zacher sehr für diese wichtigen Stunden des Erinnerns und Gedenkens! Mögen wir niemals vergessen, um eine menschliche und menschenwürdige gemeinsame Zukunft zu gestalten.