Münster, Bochum, Hagen, Dortmund, Gelsenkirchen, Detmold, Gronau, Hamm, … – dies sind nur einige der Städte, die eines aktuell verbindet: Engagierte und begeisterte SchülerInnen der Sek. II und Sek. I, die sich über ihre Schulen anlässlich des Gedenk- und Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ auf mediale Spurensuche in Westfalen begeben haben. Initiator und Schirmherr des groß angelegten Projektes war der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL); das LWL-Medienzentrum für Westfalen in Münster hat dabei über den Zeitraum eines Jahres sämtliche Projektgruppen begleitet, überregionale Projektpartner wie das Landesarchiv NRW oder das Jüdische Museum Westfalen boten den teilnehmenden SchülerInnen auf vielfältige Weise Unterstützung an.
Und auch dabei – und das mit viel Einsatz: der Zusatzkurs Geschichte des Marie-Curie-Gymnasiums. Von November 2021 bis April 2022 gingen die SchülerInnen gemeinsam im Kurs und themenbezogen in Arbeitsgruppen in Bönen und Umgebung auf Spurensuche, besuchten das Jüdische Museum Westfalen und die Synagoge der liberalen jüdischen Gemeinde haKochaw in Unna-Massen, nutzten Angebote des Medienzentrums in Münster und recherchierten zielgerichtet im Archiv der Gemeinde Bönen, das Kooperationspartner des MCG ist. Auch der Arbeitskreis Erinnerungskultur der Bürgerstiftung Förderturm Bönen, mit dem die Fachschaft Geschichte eine gewinnbringende und ergiebige Zusammenarbeit im Bereich der Erinnerungskultur pflegt, stand den SchülerInnen zur Seite. So konnten zusammen mit dem Arbeitskreis – und sich wunderbar mit dem Projekt verknüpfend – die Plakatausstellungen „Jüdische Nachbarn“ der Bezirksregierungen NRW und „Jüdisches Leben in Deutschland“ der Zeitbild Stiftung in die Gemeindeaula am MCG geholt und einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Auf einem eigenen Instagram-Kanal des LWL berichteten die SchülerInnen von ihren Exkursionen und den Ausstellungen und informierten über den Fortschritt ihrer Spurensuche.
Ziel war es – darauf hatte sich der Kurs zu Beginn des Projektes verständigt -, einen multimedialen Rundgang auf den Spuren der jüdischen Geschichte Bönens mittels der App BIPARCOURS zu gestalten. Rasch war klar, dass es nicht nur um die Geschichte gehen, sondern auch das vielfältige heutige jüdische Leben in der Region einen Platz im Parcours haben sollte. So findet sich nun auch ein ausführliches und sehr lesenswertes Interview mit Alexandra Khariakova, der Vorsteherin der jüdischen Gemeinde in Unna, im Bönener Parcours. Der Tatsache, dass das Gymnasium im besten Sinne eine bunte Schule ist, in der Schüler und Schülerinnen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Bezügen eine Schulgemeinschaft bilden, trugen die KursteilnehmerInnen ebenfalls Rechnung: Einen Blick auf die großen Geschwisterreligionen des Judentums – Christentum und Islam – und vor allem auf die Bedeutung des Interreligiösen Dialogs zu werfen, war ihnen ein Anliegen… und der Bönen-Parcours wuchs zu einem ausführlichen und sehr vielfältigem Rundgang heran.
Zum Ende dieses Schuljahres präsentierten nun alle am Projekt teilnehmenden Gruppen aus NRW die Ergebnisse ihrer umfassenden Spurensuche zum jüdischen Leben in Westfalen: Tolle Medienprodukte sind entstanden, alle Filme, Websites, Podcasts und Stadtrundgänge mit der App BIPARCOURS finden sich – für jedermann zugänglich – auf der Präsentationsseite des LWL: Jüdisch hier – Offizielle Präsentationsseite des LWL
Gefeiert wurde zum Abschluss natürlich auch und so konnten voller Stolz stellvertretend für den Zusatzkurs Aiyana Böwer und Tom Kwasny das Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme aus den Händen des LWL-Direktors Dr. Matthias Löb und unter dem Beifall des geladenen Auditoriums entgegen nehmen. Das LWL-Landeshaus in Münster war zu diesem Anlass festlich für alle Projektgruppen hergerichtet worden, bei einem Rundgang konnte man sich über die Ergebnisse informieren, die Kulturdezernentin Frau Dr. Rüschhoff-Parzinger sprach Willkommensworte und als Generalsekretärin des unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten stehenden Vereins 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland (1700JjLiD) begrüßte Frau Sylvia Löhrmann herzlich die SchülerInnen. VertreterInnen verschiedener jüdischer Einrichtungen würdigten ebenfalls die Ergebnisse. Es war der festliche Abschluss eines wichtigen Projektjahres – und zugleich die Aufforderung, den Reichtum und die Bedeutung jüdischen Lebens in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für Deutschland bewusst wahrzunehmen, sich entschieden gegen alle antisemitischen Anfeindungen und Verwerfungen zu wenden und den Geist der Toleranz, des Respekts und des achtsamen Miteinanders aktiv weiterzutragen.
Zum Biparcours „Jüdisch hier… in Bönen“ geht es hier: Jüdisch hier… in Bönen (Es wird ein Smartphone, Tablet oder Pad benötigt; im App-Store kann kostenfrei und sicher die App BIPARCOURS heruntergeladen werden.)