Serie, Teil 2 anlässlich des Gedenkens zum internationalen Holocaustgedenktag: „Jüdisches Leben in Deutschland“

26.01.2022


Serie, Teil 2 anlässlich des Gedenkens zum internationalen Holocaustgedenktag: „Jüdisches Leben in Deutschland“
Hasan Güney (Q2) als Vertreter der Islamischen Gemeinde Bönen mit einer vielbeachteten Rede bei der Eröffnungsveranstaltung "Jüdisches Leben in Deutschland"

Liebe Besucherinnen und Besucher der MCG-Homepage,

wie Sie und ihr dem vorangegangenen Leitartikel bereits entnehmen konnten/ konntet, möchten wir Ihnen und euch nach der Eröffnungsveranstaltung am Samstag die Einzelbeiträge in einer kleinen Serie ans Herz legen, denn – ganz bewusst gewählt – findet die Doppelausstellung „Jüdisches Leben in Deutschland“/ „Jüdische Nachbarn“ in der letzten Januarwoche statt – der Woche, in der international und weltweit am 27.01. an die unfassbaren Verbrechen des Holocaust erinnert und all der Millionen Opfer jüdischen Glaubens gedacht wird.

Im Zuge der feierlichen Eröffnung hielt Hasan Güney, Schüler der Q2 und engagiertes Mitglied in der Islamischen Gemeinde Bönen, eine vielbeachtete Rede, die den Wunsch nach einem toleranten und achtsamen Miteinander formuliert und die Bedeutung des interreligiösen Dialogs betont – Werte, die uns als multikulturelle Schulgemeinde besonders wichtig sind.

 

Hasan Güney, Rede anlässlich der Eröffnungsveranstaltung zur Plakatausstellung am 22.01.2022:

Selamun aleykum

Bevor ich mit meiner Rede beginne, möchte ich Ihnen kurz erläutern, was der Gruß >>Selamun aleykum<< bedeutet. Übersetzt heißt es „Der Friede sei mit dir oder euch“. Damit wünscht man den Gegenüberstehenden Gesundheit und Wohlsein.

Herzlich willkommen!

Technologische Entwicklungen und die Globalisierung machen unsere Welt zu einer Kleinstadt. Dieses bringt die Notwendigkeit des bewussten Zusammenlebens mit sich. Menschen mit unterschiedlichen Religionen, Sprachen, Ethnien, Hautfarben und Kulturen kommen sich näher. Angehörige diverser Überzeugungen, Religionen und spiritueller Richtungen leben zusammen. Für den Islam sind alle Menschen gleichberechtigte Angehörige der Menschheit. Deswegen hat der Islam ethische Prinzipien festgelegt. Ihr Zweck ist es die Welt zu einem Ort des Friedens und Wohls zu machen. Ein zentraler Satz lautet : Das Bestehen der Menschheit aus einer einzigen Menschheitsgemeinschaft birgt folgende Weisheit in sich: Die Menschen sollen den Anderen kennenlernen. Sie sollen einander erkennen und akzeptieren. Dass Menschen per se unterschiedlich sind, darf nicht als Grund für Segregation und Polarisation gewertet werden. Unterschiedliche Sprachen und diverse Hautfarben gehören zu den Beweisen der Existenz Allahs. Die Geschichte des Islams ist voll mit Beispielen des Zusammenlebens von Angehörigen unterschiedlicher Kulturen. Der Prophet schloss Vereinbarungen mit Juden und Christen ab, gewährleistete Glaubensfreiheit, die Rechtssicherheit für die Existenz aller Gotteshäuser und etablierte so eine Ethik des Zusammenlebens. Als Muslime sind wir Angehörige der Gemeinschaft eines rücksichtsvollen Propheten und somit Kinder einer gemeinsamen Zivilisation, die den Menschen entweder als Geschwister in der Menschheit oder Geschwister in der Religion ansieht. Daher ist es mit der muslimischen Identität keineswegs vereinbar, Menschen aufgrund ihres Glaubens auszugrenzen oder sie aufgrund ihrer Ethnie, Farbe oder ihres Geschlechtes zu kategorisieren und abzuwerten. Im Zuge des aktuell weltweiten Kampfes gegen die Pandemie haben wir alle wichtige Lehren erhalten. Wir lernten und lernen, dass sich Menschen weltweit für dieselben Werte und Ideale zusammenschließen können, wenn es die Zeit erfordert und die Umstände nötig machen – und das über alle kulturellen Grenzen hinweg. Ich wünsche mir in diesem Sinne für uns alle, keine inneren Schranken und Grenzen im Miteinander zu haben, sondern weiter Brücken zu bauen und über sie jeden Tag erneut zu gehen – aufeinander zu.


Stand vom 26. Januar 2022, um 9:57 Uhr.