Einen „kriminell“ spannenden Nikolaustag wünschen wir!

05.12.2021


Einen „kriminell“ spannenden Nikolaustag wünschen wir!

Winterzeit ist Lesezeit! Und was macht mehr Freude, als einen spannenden Weihnachtskrimi zu schmökern?! … und erst recht, ihn selbst zu schreiben?! Im MuKuLi-Kurs der Stufe 9 sind im Rahmen der Unterrichtsreihe „Kreatives Schreiben“ tolle Texte jeglicher Art entstanden – und von einigen waren wir selbst so begeistert, dass wir als Nikolausgeschenk die Krimierzählung „Blutige Weihnacht“ von Charlin Gohlisch unseren Homepage-Lesern schenken wollen. Viel Vergnügen – Gänsehaut und spannende „turning points“ inklusive!

 

Blutige Weihnachten

Es war der 15.12.1982, als die Überreste eines kleinen, zuvor entführten Jungen im Alter von sieben Jahren in der Nähe eines Baches in New York gefunden wurden. Die Eltern waren nach der Identifizierung anhand von Kleidungsstücken zutiefst erschüttert, sie konnten es nicht glauben, dass ihr kleiner Sohn Max wirklich tot war, obwohl sie mittels großzügiger Spendenunterstützung aus ganz Manhattan das geforderte Lösegeld pünktlich übergeben hatten. Die Presse schaltete Beileidsbekundungen, Kinder durften nicht mehr alleine vors Haus gehen, sämtliche Ermittlungsspuren erwiesen sich als Nieten und die zuständige Ermittlungsbehörde wollte den Fall über die Weihnachtstage zu den Akten legen. Nur der Sonderermittler Oscar W., der mit diesem Fall befasst war, fand all das ziemlich unbefriedigend und wenig dienlich für die eigene Karriere – und beschloss, mit einem Team von insgesamt drei Ermittlern (sich selbst eingerechnet) das Ehepaar Nova und Adrien zu beschatten.

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„Hier hocken wir jetzt also, genau vier Tage, nachdem die Leiche von Max gefunden worden ist, am 19.12.1982 um ca. 21:00 Uhr vor dem Haus von Nova und Adrien. Mein Team (Ruby, Dana und ich, Oscar) sitzen nun schon seit zwei Stunden vor dem Haus und warten darauf, dass etwas Auffälliges passiert- was es nicht tut. Wir wechseln uns alle 30 Minuten ab, einer schläft und zwei beschatten die beiden Verdächtigen. Gerade hat sich Dana zum Schlafen hingelegt und ich und Ruby sitzen eng aneinander gedrückt und beobachten alles genau, während unsere beiden Körper vor Kälte zittern – deswegen sitzen wir auch so eng beieinander, …klar!… nur wegen der Kälte… genau… nur deswegen!… Auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass Ruby mich mag – ich meine, wie könnte sie mich auch nicht mögen – bei dem Körper? Ich sehe gut aus – verdammt gut, um es mal frei raus zu sagen! – und ein Idiot bin ich auch nicht.“

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„IDIOT! Oscar ist so ein Idiot“, dachte Ruby. „Der lässt uns hier schon seit zwei Stunden sitzen, nur weil er glaubt, dass die Eltern von Max ihn wohl selbst entführt und umgebracht haben – und jetzt soooo verdächtig sind. Nein, das sind sie absolut gar nicht. Sie sitzen einfach nur im Wohnzimmer, Nova spielt Klavier und Adrien liest Zeitung. Alles ist gut!“

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„Nichts ist `GUT´!“, zischte ich, als mein Mann Adrien meinte, dass alles doch nach Plan verlaufen würde. „Wir werden von drei Polizisten verfolgt und beschattet, wie kannst du da noch sagen, dass alles nach Plan verläuft?!“ fragte ich ihn mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen. Wie konnte er in dieser Situation so ruhig bleiben? Mein Körper zitterte vor Angst und es bildeten sich Schweißperlen auf meiner Stirn – der pure Stress war das als ich leicht taumelig die Treppe Richtung Bad hochhastete; ich schwitze, obwohl es arschkalt draußen war und ich hatte das Gefühl, als müsste ich mich nun übergeben vor Angst, aber ich konnte einfach nicht. Das war alles meine eigene Schuld! Ich hätte mich nie auf diesen beschxxxxxx Plan einlassen sollen. Ich hätte… – „Nova!“, rief Adrien zu mir hoch und riss mich aus meinen Gedanken, „Komm runter, sie werden uns nicht kriegen! Und jetzt hör auf Dich vor Angst zu überschlagen! Setz Dich wieder hin und spiel weiter Klavier! Nova, bitte, vertrau mir, es wird alles nach Plan verlaufen!“

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„Nichts verläuft nach PLAN“, zischte Ruby und sah mich an. „Dein Plan ist scheiße, Oscar, sieh es ein!“, sagte auch Dana genervt – wir hatten sie gerade zum Schichtwechsel geweckt. „Oscar, hör zu, hier passiert nichts mehr, können wir nicht-“, setzte Ruby an, aber ich unterbrach sie: „Warte, Stopp! Da bewegt sich etwas!“, rief ich. Ruby riss mir direkt das Fernglas aus der Hand und guckte durch. Dana hob eine Augenbraue und sah uns fragend an. „Ich glaube, ihr beide halluziniert. Das kommt bestimmt von der Kälte, wir sollten-“, hob Dana an zu sprechen, aber dieses Mal unterbrach Ruby sie. „Nein, nein Dana, Oscar hat tatsächlich recht! Da tut sich was, die beiden reden – nein, es sieht aus, wie als würden sie sich streiten!“ „Kannst uns ruhig glauben, Dana! Wir sind doch nicht dumm!“, stimmte ich Ruby zu.

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„Oh Gott, sind die beiden DUMM!“, dachte ich, „und nein, ich rede tatsächlich nicht über Ruby und Oscar sondern, über Nova und Adrien. Alles verlief bislang nach Plan – und dann müssen sich die beiden jetzt unbedingt anfangen zu streiten? Ich hatte es geschafft, ins Polizeiteam zu kommen – extra um die beiden vor Gefahren zu schützen! …und jetzt streiten sie sich und machen so den ganzen Plan kaputt; gut, ich meine, die beiden wissen auch noch nicht, dass ich im Polizeiteam bin, das hätte ich vielleicht erwähnen sollen… Trotzdem sind mein Bruder und seine Frau schon Idioten.“

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„Du bist ein IDIOT!“, schrie ich meine Frau Nova an; mir war es gerade ziemlich egal, ob wir gefasst werden würden oder nicht. Sie sah mich mit entgeistertem Blick an- so, als hätte ihr gerade jemand gesagt, dass sie niemals wieder Schokolade essen dürfte- sie liebt Schokolade, mehr als sie mich wahrscheinlich liebt… „Ich bin ein Idiot? Ich? Nein, das bist ganz alleine du, Adrien! Das war schließlich alles deine Idee!“ Nova hatte Recht, es war alles meine Idee, aber ich meinte es doch nur gut! Ich wollte doch nur, dass… – meine Gedanken wurden unterbrochen, als zwei Schüsse durch die stille Nacht fielen. Ab diesem Moment verlief alles wie in Zeitlupe: Nova schrie, ich packte sie und zog sie zu mir unter einen Tisch. Wir beide atmeten heftig, aber sagten nichts. Der Lärm der Schüsse hallte uns noch in den Ohren. Es vergingen drei Minuten gespenstischer Ruhe, die sich wie drei Stunden anfühlten, als die Tür sich plötzlich langsam öffnete. Nova drückte sich fester an mich, ich konnte spüren, wie sie stocksteif wurde. Waren wir echt aufgeflogen? Was dann kam, hatten wir nicht erwartet. Vor uns stand meine jüngere Schwester Dana.  Was?!? Warum war Dana hier?!? Und warum hatte sie Blut auf ihrer Kleidung? Sie hielt meinen Sohn Max auf dem Arm, unseren Sohn, der eigentlich gut und sicher im Versteck sein sollte – und grinste uns frech an. „Na, da staunt ihr, was? Und jetzt bewegt euch, die Polizei wird gleich hier sein“, sagte sie und ging schon wieder raus. Ich sah Nova an, sie sah genauso verwirrt wie ich aus, aber trotzdem stand sie auf und folgte Dana raus. Also stolperte ich ihr hinterher, mich traf ein kalter Windzug und es fielen dicke weiße Schneeflocken vom Himmel. Schnee kurz vor Weihnachten! Es war bereits eine wunderschöne Schneelandschaft draußen, der Schnee glitzerte im Laternenlicht, es war wie ein Traum. Außer an einer Stelle, sie war direkt vor meinem und Novas Haus. Diese Stelle wirkte wie ein krasser, unwirklicher Kontrast in der Weihnachtsidylle. Kein weißer glitzernder Schnee, sondern roter Schnee. Auf dem rot verfärbten Schnee lagen zwei Körper. Sie waren tot, oder so schien es. Eine junge Frau und ein Mann… waren sie ein Paar gewesen? Der junge Mann bewegte sich noch leicht, er sah mühsam zu Dana hoch, er bemerkte mich und Nova gar nicht. „Dana… w-warum? Wieso t-tust du-…“, setzte er an, aber bevor er zu Ende sprechen konnte, hob Dana ihre Waffe noch einmal und somit hallte der dritte Schuss des 19.12.1982 durch die Weiten von New York. Der junge Mann, der wohl einst ein Polizeioffizier gewesen war, lag nun still und leise bedeckte ihn der fallende Schnee. Nun war er wohl endgültig tot. Stille …bis Sirenen sie zerrissen. Mit einem Mal war Leben in mir und Nova und wir rannten der uns zuwinkenden Dana nach, die mit mit dem kleinen Max bereits einen unauffällig am Straßenrand parkenden Wagen rasch ansteuerte. Auf der Rückbank schien ein prall gefüllter Koffer ein nettes Leben jenseits von New York zu verheißen. Mit einem Grinsen startete Dana den Wagen, nachdem wir in die Sitze geplumpst waren und Max sich an Nova gekuschelt hatte. Dana zwinkerte mir zu: „Gut, dass ihr mich habt – ihr seid schon ganz schöne Amateure und nervöse „IDIOTEN“!

Geschrieben von Charlin Gohlisch

Stand vom 5. Dezember 2021, um 18:44 Uhr.