MCG erhält in einer Feierstunde das Siegel „Schule ohne Rassismus“
BÖNEN Bally kommt von der Elfenbeinküste, Dilaras Familie stammt aus der Türkei, und Jwana ist mit ihren Eltern und Geschwistern aus Syrien geflohen. Im Alltag am Marie-Curie-Gymnasium spielt ihre Herkunft aber keine Rolle. Sie sind Schüler, wie alle anderen auch. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben am MCG keinen Platz – darin sind sich die Gymnasiasten und ihre Lehrer einig. Und seit gestern Mittag ist das MCG sogar ganz offiziell eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Damit fange die Arbeit erst an, machte Sevgi Kahraman-Brust den Jugendlichen in der Aula bei der Verleihung des Siegels klar. „Es ist super, was ihr bis jetzt geschafft habt. Nun kommt es darauf an, die Sache mit Leben zu füllen“, rief die Regionalkoordinatorin des Netzwerkes „Schule ohne Rassismus“ die Schüler dazu auf, Courage zu zeigen und sich in Projekten, aber auch im täglichen Umgang miteinander gegen Ausgrenzung, Mobbing und Rassismus einzusetzen. Dazu forderte Stefan Jürgens ebenfalls auf. „Wir sind mehr“, griff der Künstler das derzeit überall kursierende Motto gegen Fremdenfeindlichkeit auf. „Und wir sind laut.“ Der Schauspieler und Musiker ist Pate für das MCG als „Schule ohne Rassismus“. Christoph Schickert, Lehrer am Gymnasium und ehemaliger
Klassenkamerad von Jürgens, hat den Kontakt zu ihm hergestellt und die Patenschaft angeboten. „Ich finde es total klasse, was ihr hier macht“, lobte der gebürtige Unnaer die Gymnasiasten. „Und deshalb habe ich mich heute Morgen um 5 Uhr in Berlin in den Zug gesetzt, um bei euch zu sein.“ Ein Geschenk hatte Jürgens auch dabei: Er setzte sich ans Klavier, sang und spielte zwei Lieder für die Mädchen, Jungen und ihre Gäste in der Aula.
Bundesweit gibt es zurzeit 2812 Schulen, die das Siegel tragen und damit zu Deutschlands größtem Schulnetzwerk gehören. In Bönen ist das MCG nach der Pestalozzihauptschule die zweite Schule. Die Vorbereitung für die Bewerbung des Gymnasiums hat rund zwei Jahre gedauert. Unter anderem mussten alle Schüler sich per Unterschrift verpflichten, sich mutig gegen
Rassismus zu stellen. Der Gedanke, der der Initiative zugrunde liegt, ist dabei bereits in der Schulordnung verankert. „Das MCG distanziert sich von Rassismus, Mobbing, Ausgrenzung und
jeder Art von Gewalt“, zitierte Schulleiter Dr. Peter Petrak daraus. Dass diese Idee von einem toleranten Umgang miteinander dennoch manchmal in den Hintergrund gerät, zeigte dann aber Rüdiger Weiß auf. Der Landtagsabgeordnete wies darauf hin, dass einige der jungen Zuhörer selbst in der Feierstunde noch über Mitschüler gelacht hätten, die zuvor auf der Bühne gestanden und gesungen hatten. „Das gehört sich überhaupt nicht“, sagte Weiß. Im Gespräch mit Schulsprecher Max Kalina betonte der SPD-Politiker, wie wichtig es sei, sich aufzuregen und zu sagen, was einem nicht gefällt. „Und das gefiel mir gar nicht.“
„Es gibt viel zu tun“, sah Schulsprecherin Anna Krebs ein. Sie versprach, dass die Schüler sich künftig mit Projekten und Aktionen verstärkt für Toleranz und gegen Rassismus einsetzen wollen. Unterstützung darin sicherte ihr Martin Beckmann als Vorsitzender des Fördervereins der Schule zu. pin
Laut werden, wenn es nötig ist
19.09.2018