Delegation aus Bönen in Billy-Montigny

30.11.2016


Delegation aus Bönen in Billy-Montigny

Delegation aus Bönen in Billy-Montigny – Reisebericht

Am Donnerstag, 10.11.2016, erreichten wir – eine Abordnung der Gemeinde Bönen, bestehend aus dem Bürgermeister Herrn Rotering, der Fachbereichsleiterin Frau Sosna, dem Ratsmitglied Herrn Maczkowiak, unserem Schulleiter Herrn Dr. Petrak und uns (Simon Budde, Cedric Groth und Hannah Neugebauer, allesamt Schüler der Q2), nach etwa vierstündiger Fahrt, die uns durch Deutschland, die Niederlande und Belgien führte, Bönens Partnerstadt Billy-Montigny, eine kleine Gemeinde im Département Nord-Pas-de-Calais im Norden Frankreichs. Die Landschaft war geprägt von grünen Wiesen und zwei großen Abraumhalden, die auf Französisch „terrils“ heißen und von der ganz im Zeichen des Bergbaus stehenden Vergangenheit der Region zeugen.

Empfangen wurden wir unmittelbar nach der Ankunft im Rathaus Billy-Montignys, wo wir auch direkt Bekanntschaft mit unseren zwei „Reiseleitern“ Philippe und Anne-Marie machten, die jedem von uns einen liebevoll mit kleinen Geschenken befüllten Stoffbeutel überreichten. Anfangs versuchte Philippe noch, sich mit uns in einer eigentümlichen Mischung aus Französisch, Englisch und Deutsch zu unterhalten, was wir hier nur erwähnen, um das Vorurteil, Franzosen sprächen keine Fremdsprachen, selbst wenn sie es könnten, ein für alle Mal zu widerlegen. Er war übrigens nicht der einzige, der sich uns auf Englisch bzw. Deutsch verständlich zu machen versuchte; später sollten wir auch noch auf einen Franzosen treffen, der „Oh Tannenbaum“ singen konnte. Jedenfalls wurde nach wenigen Minuten klar, dass wir lupenreines Französisch besser als französisches Englisch verstanden, weswegen alle weiteren Gespräche vollständig auf Französisch abgehalten wurden.

Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel machten wir uns mit Anne-Marie und Philippe dann auf zu unserer ersten „Sightseeing-Tour“, während der wir u.a. einen Theater- und Konzertsaal und unzählige Sportvereine besichtigten. Hier sei darauf hingewiesen, dass es sich bei Billy-Montigny um einen 8.200-Einwohner-Ort handelt. In Anbetracht dessen erscheint es uns umso beeindruckender, dass die Gemeinde über ein eigenes Schwimmbad, eine Tanzschule, unterschiedliche Kampfsportvereine (u.a. Boxen und Judo), einen Tennis- und einen Tischtennisverein, einen Fußball- und einen Handballverein, einen Billardclub, zwei unterschiedliche Boule-Vereine sowie einen Taubenzüchter- und einen Schießverein verfügt. Billy-Montignys Handballmannschaft spielt übrigens in der Ersten Liga. Überhaupt scheint das gesellschaftliche Leben in Frankreich großgeschrieben zu werden, da sich – was wir am folgenden Tag bei einem gemeinsamen Mittagessen erfahren sollten – viele der Einwohner ehrenamtlich engagieren (z.B. zusätzlich zu ihrem eigentlichen Beruf noch eine Tätigkeit im Rathaus ausüben), was der kleinen Gemeinde ermöglicht, sogar einen eigenen Radiosender – Radio Billy-Montigny – sowie einen Wochenmarkt mit 300 Händlern zu betreiben und wöchentlich eine (wenn auch nur aus wenigen Blättern bestehende) Zeitung herauszugeben.

Bei einem gemeinsamen Abendessen ließen wir den Abend schließlich gemütlich ausklingen und nutzten die Gelegenheit zu Gesprächen, um einander besser kennenzulernen. Das ziemlich reichhaltige Abendessen sollte übrigens nur der Vorgeschmack auf weitere reichhaltige Abend- und Mittagessen sein – es gab jeden Tag mittags und abends ein 3-Gänge-Menü höchster Qualität. Ich kann mich nicht erinnern, jemals an einer Reise teilgenommen zu haben, bei der die Verpflegung so gut war. Das Essen war das Beste – oder zumindest Teil des Besten, da waren wir uns einig. Was jetzt nicht heißen soll, dass wir nur zum Essen da waren! Auch das Programm fanden wir alle drei, anders als erwartet, überhaupt nicht langweilig.

Am folgenden Tag, 11.11.2016, besuchten wir zunächst eine Gedenkveranstaltung für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs in Billy-Montigny, bei der Kränze niedergelegt wurden und wir auch erstmals Bruno Troni, dem Bürgermeister von Billy-Montigny, begegneten.

Anschließend besuchten wir gemeinsam mit unseren Reiseleitern den Louvre in Lens, dessen Dauerausstellung allen Besuchern kostenlos offensteht, um das Interesse an Kultur in der ehemaligen Bergbauregion zu fördern. Wir besichtigten allerdings die Sonderausstellung zum Thema „Mesopotamien“. Danach aßen wir gemeinsam mit Anne-Marie, Philippe und weiteren Ratsmitgliedern zu Mittag, was mir besonders positiv in Erinnerung geblieben ist, da es die Möglichkeit zu einem intensiven Austausch mit unseren französischen Gastgebern bot. Beispielsweise haben wir uns mit unseren Tischnachbarn über Politik unterhalten; es war sehr interessant, die französische Sicht auf aktuelle politische Themen wie die Flüchtlingskrise und die Wahlen in den USA kennenzulernen. Besonders aufgefallen ist uns, dass die Franzosen großes Interesse an dem Umgang mit der Flüchtlingsproblematik in Deutschland zeigten und deutsche Politiker in Frankreich ein relativ hohes Ansehen genießen.

Nach dem Mittagessen ging es zum Gefallenenmahnmal nach Notre-Dame-de-Lorette, wo wir uns einen Vortrag zweier Comedians ansahen, die Feldpostbriefe aus dem Ersten Weltkrieg vorlasen und Lieder vortrugen. Im Anschluss daran erhielten wir Zeit, uns das Mahnmal anzusehen. Es besteht aus einem Rondell, das wiederum aus zahlreichen goldenen Tafeln besteht, auf denen die Namen aller identifizierten Opfer des Ersten Weltkriegs alphabetisch aufgelistet sind. Dieses Denkmal führt dem Betrachter die erschreckend große Anzahl der Gefallenen auf eindrucksvolle Art und Weise vor Augen. Man findet wirklich so gut wie jeden Nachnamen, egal wie ungewöhnlich er auch sein mag, mindestens einmal auf einer der Tafeln.

Das Ende des Tages verbrachten wir dann bei einem gemeinsamen Abendessen mit dem Bürgermeister von Billy-Montigny in einem Restaurant, das von innen wie eine Mine eingerichtet war. Dort war es übrigens auch, wo besagter Franzose „Oh Tannenbaum“ zum Besten gab.

Der nächste Tag begann mit einem Treffen im Rathaus, wo die weitere Zusammenarbeit zwischen Bönen und Billy-Montigny geplant wurde. Währenddessen erhielten wir, also die Schüler, die Gelegenheit zur einer weiteren Stadtrundfahrt mit Philippe, bei der wir Interessantes über das Leben der Bergarbeiter und die Geschichte der Stadt lernten. Später besichtigten wir gemeinsam die gerade neu eröffnete Mediathek Billy-Montignys.

Nach dem Mittagessen ging es erneut nach Notre-Dame-de-Lorette, wo wir an einer Führung durch die Nekropole teilnahmen, was für mich eine besondere Erfahrung darstellte, da ich während der gesamten Führung dolmetschen durfte. Zum Schluss war noch etwas Zeit, um ein weiteres Museum zu besuchen, das dem Ersten Weltkrieg speziell in der Region gewidmet ist.

Unseren letzten Abend in Frankreich verbrachten wir in einem urigen kleinen Restaurant mit Musik und Tanz. Die Gelegenheit zum Tanz wurde übrigens von fast allen Anwesenden genutzt.

Am Sonntag war dann noch ausreichend Zeit, um sich von den neuen Freunden zu verabschieden und einen kleinen Spaziergang über den Wochenmarkt zu machen. Interessant fanden wir vor allem, dass auf diesem Markt an einem Sonntag 6.000 Hähnchen verkauft werden. Scheint wohl eine französische Tradition zu sein, am Sonntag Hähnchen zu essen.

Insgesamt müssen wir sagen, dass die Reise nach Billy-Montigny unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen hat. Nicht nur Essen und Programm waren mehr als gut, sondern auch von den Bemühungen unserer französischen Gastgeber waren wir alle sehr beeindruckt. Wir wurden unglaublich herzlich aufgenommen und sogar zu weiteren Besuchen eingeladen. Unsere persönlichen Highlights waren das Mahnmal in Notre-Dame-de-Lorette und die gemeinsamen Abende im Restaurant (nicht nur wegen des Essens). Keiner von uns hätte erwartet, dass die Region so viel Geschichte zu bieten hat, die Landschaft so schön wäre und ihre Einwohner uns gegenüber so aufgeschlossen sein würden. Die Stimmung war super, die Gespräche wahnsinnig interessant, und vor allem das Dolmetschen hat unheimlich viel Spaß gemacht. Es war für uns alle faszinierend zu sehen, wie weit man mit dem Schulfranzösisch kommt. Tief beeindruckt waren wir außerdem vom gesellschaftlichen Engagement der Einwohner von Billy-Montigny; es ist wirklich überraschend, dass ein so kleiner Ort so lebendig sein kann.

Wir sind der Gemeinde Bönen sehr dankbar, dass wir völlig kostenfrei an der Reise nach Billy-Montigny teilnehmen und diese tollen Erfahrungen machen durften. Man glaubt gar nicht, was für tolle Menschen man in nur vier Tagen kennenlernen kann.

Unser gemeinsames Fazit: Dies wird nicht unsere letzte Reise nach Frankreich sein!

Von Hannah Neugebauer, Cedric Groth und Simon Budde

Stand vom 7. Dezember 2016, um 11:57 Uhr.